Kindergarten

Grundsätze

Die Art des Lernens im Vorschulalter unterscheidet sich grundsätzlich von der im Schulalter. Vorschulkinder eignen sich ihr Wissen nicht durch direkt gerichtete, zielorientierte Prozesse an. Ihr Lernen ist ein indirekter Vorgang. Das kleine Kind lernt vor allem durch die Nachahmung seiner Umgebung: Handlungen und vor allem Menschen (wie sie sind und was sie tun) sind ihm Vorbild.

Das Denken und die Intelligenz der Kinder entwickeln sich in diesem Alter am Miterleben vielfältiger, für die Kinder nachvollziehbarer Handlungen und Abläufe. Erklärungen, Belehrungen, Unterweisungen nützen wenig – im Gegensatz zum Selber - Tun, Selbst - Erleben, Selbst - Anfassen. Deshalb sehen die Kinder ihre Kindergärtnerinnen während der Freispielzeiten drinnen und draußen immer mit einer Arbeit beschäftigt, die im Ablauf logisch und durchschaubar ist und immer in sinnvollem Zusammenhang mit dem Kindergartenleben steht. Bei der die Kinder entweder mithelfen können oder mit den bereitstehenden Materialien nach ihren Vorstellungen tätig werden können.

Außerdem schöpfen die Kinder daraus Erlebnisse und Anregungen, die, noch unterstützt durch die schaffensfreudige, emsige Arbeitsatmosphäre, das freie Spiel fördern.

Das freie Spiel

Das freie Spiel – also nicht von Erwachsenen initiierte didaktische Spiele, um Lernziele zu erreichen - ist das Hauptlernfeld des Vorschulkindes!

Im Spiel verarbeitet das Kind Erlebnisse und Erfahrungen, es lernt unbewusst erste Weltgesetze kennen, wenn es mit verschiedenen Materialien umgeht, es lebt sich im sozialen Miteinander in eine Gemeinschaft ein, es erwirbt und übt Fähigkeiten und Fertigkeiten wie Geschicklichkeit, Ausdauer, Konzentration, Geduld und es kann Phantasie und Kreativität entfalten, es kann sich selbst und die Welt erfahren: so baut es sich das Fundament für sein späteres Leben.

das freie spiel 1

das freie spiel 2

Um ein solches Spiel anzuregen, müssen die Spielmaterialien möglichst freilassend sein, also nicht zu ausgestaltet und nicht oder wenig festgelegt in ihrer Funktion, so dass alles erst „reingedacht“ werden kann und muss. So wird das Handeln aus eigener Kraft, die Eigenaktivität der Kinder herausgefordert, so dass sie ein gesundes Selbstbewusstsein in der eigenen, schöpferischen Betätigung finden können, das nicht abhängig ist von vorzeigbaren Dingen oder dem Lob des Erwachsenen.

Reigen, Fingerspiele und Geschichten

Ergänzend zu den Freispielzeiten treten die geführten Teile des Tages, denn zum einen entwickeln Finger- und Reigenspiele, Lieder, Geschichten und kleinen Gesellschaftsspiele die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten, erweitern die Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer, regen die Phantasie und somit wieder das Freispiel an. Zum anderen aber wird so auch ein gesunder Wechsel geschaffen zwischen freiem und angeleitetem Tun – und dies entspricht einem weiteren Gesichtspunkt unserer Arbeit.

reigen fingerspiele

Rhythmus im Tages-, Wochen- und Jahreslauf

Beständige Rhythmen und Wiederholungen im Tages-, Wochen- und Jahreslauf sind wichtige Gestaltungselemente. Die Kinder finden darin innere Sicherheit und Geborgenheit, immer wiederkehrende Abläufe bilden selbstverständliche Gewohnheiten. Die Geschichten, Lieder, Verse usw. sind immer über einen längeren Zeitraum hinweg die Gleichen und sie gehören, wie die Arbeiten der Erwachsenen und die Raumgestaltung, zu bestimmten Jahreszeiten. Auch jeder einzelne Wochentag verläuft zwar in unserem alltäglichen Rhythmus, bekommt aber durch kleine Akzente seine ganz eigene Prägung, z.B. durch „sein“ Frühstück.

rhythmus tageslauf 1

rhythmus fruehstueck

Die Gestaltung des Jahres, das Feiern der christlichen Jahresfeste und der achtungsvolle Umgang mit allen Dingen ermöglicht den Kindern, dass sich in ihnen das Gefühl der Sinnhaftigkeit der gesamten Schöpfung verankert.

Wir Kindergärtnerinnen wollen, dass sich jedes Kind auch im Kindergarten gerngehabt weiß und versuchen uns immer wieder bewusst zu halten, dass alle Erziehung in diesem frühen Alter letztendlich Selbsterziehung bedeutet und wir nur Begleiter sind auf einem Stück seines großen Lebensweges.

rhythmus tageslauf 2

Medien

Technischen Medien wie z.B. Computer, DVD Player, CD u.ä. verwenden wir in unserem Kindergarten aus folgenden Gründen nicht:

  • medienSelbsterzählte Geschichten, selbstgesungene Lieder werden in jedem Fall intensiver erlebt, freudiger nachgeahmt, pflegen viel mehr die gegenseitigen Beziehungen als Geschichten und Lieder von digitalen Quellen.
  • Erziehung zur Medienkompetenz bedeutet in diesem Alter: Verschaffen verlässlicher, unverfälschter Eindrücke als Voraussetzung für das Vertrauen in die eigene Wahrnehmungskraft und ein waches Bewusstsein. Also sollen die Kinder erst mal ursprüngliche Erfahrungen in allen Bereichen sammeln, PC- und Tablet-Erfahrungen sind erst später wichtig.
  • Die Anregung der Eigenaktivität, das Handeln-Können aus eigener Kraft halten wir für bedeutsam für das ganze spätere Leben. Entgegen ihrem Bewegungsdrang sitzen die Kinder reglos und fasziniert vor dem Computer, dem Tablet o.ä., kommen ohne persönliche Anstrengung zum Genuss einer Fülle von Erlebnissen und haben es hinterher viel schwerer, selbst initiativreich und phantasievoll zu sein